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Klaus Müller

16.11.1941 – 27.10.2016

 

Gestern erreichte uns die traurige Nachricht, dass ein Kämpferherz aufgehört hat zu schlagen. Klaus Müller, die Seele unseres Vereins, hat den Kampf gegen die heimtückische Krankheit, die ihn viele Jahre begleitet hat, verloren. Es fällt schwer die richtigen Worte zu finden um auszudrücken, welchen Verlust dies für uns bedeutet.

Klaus Müller war das Synonym schlechthin für die Sportart in Pirna, die wir lieben. Seit den sechziger Jahren ist Klaus Müller als Übungsleiter und Trainer im Kohlbergstadion tätig gewesen, war Sektionsleiter Leichtathletik der BSG Fortschritt Pirna und gehörte dem Kreisfachausschuss  Leichtathletik an. Er baute das Trainingszentrum auf, in dem Generationen von Sportlern das Einmaleins des Laufens, Springens und Werfens erlernten. Viele von Ihnen schafften in den siebziger und achtziger Jahren den Sprung zum SC Einheit Dresden und feierten später internationale Erfolge wie Ute Richter, Ramona Neubert, Carsten Petters oder Ellen Kießling. Von Anfang an unterstützte er zudem den Aufbau von Leichtathletik-Abteilungen im Landkreis, so in Heidenau unter Walter Zschernig.

Bereits im Juni 1990 gründete er zusammen mit vielen Gleichgesinnten unseren Verein und leistete eine unglaubliche Aufbauarbeit. Die Nummer 18 im Vereinsregister spricht dafür, wie frühzeitig er in Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs den Sprung ins kalte Wasser wagte und mit Mut und Leidenschaft den Verein aufbaute und als sein erster Vorsitzender lange Jahre leitete. Von 1993 bis 1998 war er zudem Präsident des Kreissportbundes Pirna-Sächsische Schweiz.

Der Umbau des Kohlbergstadions zu einer modernen Leichtathletikanlage und einem Schmuckstück ist vor allem seiner Beharrlichkeit, seinem Enthusiasmus und seiner Umtriebigkeit zu verdanken.  Auf ihr finden bis heute Traditionsveranstaltungen wie das Schülersportfest oder Großveranstaltungen wie das Trimm-dich-Festival statt. Seinen jahrzehntelangen Erfahrungen in der Organisation der Wettkämpfe haben wir unseren guten Ruf als Veranstalter, weit über die Grenzen Sachsens hinaus, zu verdanken.

Mit der Gründung des Laufteams begann seine erfolgreichste Zeit als Trainer. Zahlreiche deutsche Meistertitel und Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften seiner Sportler machten aus Pirna ein Mekka für junge und erfolgreiche Läufer. Ein Höhepunkt war die Olympiateilnahme des viel zu früh verstorbenen René Herms 2004 in Athen. Die Leistungen seiner Schützlinge – genannt seien hier stellvertretend auch Wolfram Müller, Franek Haschke und Diana Dienel – erstaunten die Fachwelt und brachten Pirna in die Schlagzeilen.

Einen Klaus Müller musste man nie suchen. Man fand ihn immer im Stadion, bei Sonne wie Regen, bei Wind und Wetter. Wenn er nicht gerade seine Schützlinge trainierte, trieben ihn eigentlich immer Ideen um, wie aus seinem Stadion ein noch schöneres Schmuckstück werden könnte. Wenn etwas im Argen lag, sah er es stets als Erster und setzte alle Hebel in Bewegung, um alles wieder in Schuss zu bringen.

Ein Mann der leisen Worte war Klaus Müller dabei noch nie. Wenn ihm die Sache wichtig war, vertrat er sie notfalls auch mit klaren Worten, welche keinen Zweifel am Gesagten erlaubten.

Klaus Müller war dabei ein Menschenfänger im besten Sinne. Oft wurde er als harter Hund bezeichnet, doch fragt man ehemalige Sportler, die bei ihm das Einmaleins der Leichtathletik erlernten, lernt man eine ganz andere Seite von ihm kennen. Auf der einen Seite war da der erfolgsorientierte Trainer, der bei aufkommenden Motivationsproblemen immer einen Spruch parat hatte, seine Sportler an Leistungsgrenzen trieb. Er sah Talent stets als Voraussetzung, nie aber als hinreichend für sportliche Höchstleistungen. Wie anders kann man sich Klaus Müller vorstellen als, bekleidet mit Trainingsanzug und Stoppuhr um den Hals, an der Bahn stehend. Eine Respektsperson, von seinen Schützlingen stets korrekt mit „Herr Müller“ angesprochen, geliebt und manchmal auch gehasst, so z.B. bei Berganläufen oder winterlichem Kreistraining. Auf der anderen Seite steht die Arbeit von Klaus Müller für das, was man gemeinhin mit Persönlichkeitsentwicklung bezeichnet. Wer sich einmal richtig der Leichtathletik verschrieben hat, wusste in ihm einen loyalen väterlichen Freund neben sich. Jemanden, der Trost spenden konnte bei Niederlagen und dessen durch das Stadion hallende Stimme dem Läufer auf der Bahn auf magische Weise neuen Kampfgeist einflößte. Der sich auch abseits von Lauf, Sprung und Wurf für die ihm anvertrauten jungen Menschen interessierte und einsetzte.

Wir alle haben Klaus Müller auf die eine oder andere Art viel zu verdanken. Viele von uns halten seit Jahrzehnten dem Verein die Treue, bringen inzwischen ihre Kinder und Enkel zum Sport oder engagieren sich als Kampfrichter, Übungsleiter und Betreuer. Klaus Müller freute sich immer diebisch und war dankbar, dass wir so ein Stück zurückgaben für sein Projekt, welches uns früher schon Heimstatt war. Man könnte auch sagen, er sah mit Freude den Samen aufgehen, den er jahrzehntelang gesät hat.

Seine großen Verdienste wurden mit der Ehrenplakette des Landessportbundes Sachsen, des Leichtathletikverbandes Sachsen und des Kreissportbundes gewürdigt. Anlässlich des fünfundzwanzigsten Vereinsjubiläums wurde Klaus Müller zu unserem Ehrenmitglied ernannt.

Er gehörte ununterbrochen dem Vorstand unseres Vereins an. Nachdem er die Verantwortung als Vorsitzender an Carsten Petters abgab, kümmerte er sich weiter um die Finanzen des Vereins und schulterte in seinem Unruhestand viele Aufgaben, die im Ehrenamt kaum zu bewältigen sind. Seine Krankheit, welche ihn die letzten Jahre begleitete, fiel ihm schwer zu akzeptieren. Er kämpfte dagegen an und lies es sich selten anmerken, wenn es ihm schlecht ging. In ruhigen Momenten und nur seinen engsten Begleitern machte er gelegentlich seinem Herzen Luft. Wir alle hätten ihm noch einige Jahre in unserer Mitte gegönnt. Noch erscheint es uns in unserer Trauer um diesen besonderen Menschen, der in seiner Art ein Unikat und unersetzlich zu sein scheint, unfassbar, dass er nie wieder in seinem Stadion zu finden sein wird.

Sein Lebenswerk würdig weiter zu führen ist eine gewaltige Aufgabe, die wir nur gemeinsam bewältigen werden. Das Fundament dafür hat Klaus Müller in uns allen gelegt.

Lieber Klaus, wir danken Dir für die gemeinsame Zeit, die vielen gemeinsamen Erlebnisse und für Alles, was Du für jeden Einzelnen von uns und unseren Verein geleistet hast. Ruhe in Frieden!

Unser tiefes Mitgefühl und Beileid gilt seiner Frau Uta und seiner Familie. Wir stehen in dieser schweren Stunde in Gedanken an ihrer Seite.

In stiller Trauer

Deine Leichtathleten vom LSV

Pirna, am 28.10.2016

 

 Die Trauerfeier findet am Freitag, dem 18.11. um 14:30 Uhr auf dem Friedhof Pirna statt.